Sonntag, 07. August 2016
Nachdem wir bereits am Freitag und Samstag die Rucksackabnahme erledigt hatten, ging es um 08:00 Uhr morgens pünktlich und bei schönstem Sonnenschein los zum AlpinKlettercamp der Kletterjugend auf der Muttekopfhütte bei Hoch Imst.
Die 15 Jugendlichen und fünf Betreuer, verteilt auf drei Autos, kamen flott über den Fernpass und erreichten bereits um 10:00 Uhr den Talort Hoch Imst.
Dort angekommen wurde das Gepäck in den Anhänger der Muttekopfhütte verladen, denn diese Hütte bietet seinen Gästen den Service eines kostenlosen Materialtransportes.
Und dann ging es an den 2,5 stündigen Aufstieg über den Pilzlehrpfad, vorbei an der Mittelstation mit AlpinCoaster und über den Familienwanderweg zur Latschenhütte, bevor wir dann den finalen Aufstieg zur Muttekopfhütte geschafft hatten.
Die schnellsten schafften das in 1,5 Stunden, die langsamsten in 2 Stunden, 40 Minuten. Unterwegs wurden vier Sätze Blasenpflaster verbaut, denn die Bergschuhe der Teilnehmer waren wohl doch noch nicht so gut eingelaufen, wie besprochen ;-)
Auf der Hütte angekommen ging es erst mal um das Finden der Schlafplätze in unserem 16er Lager und dem 4er Zimmer, das uns vom freundlichen Hüttenteam zur Verfügung gestellt wurde. Als alle sortiert waren ging‘s ans Erkunden der näheren Umgebung, dann ans Warten aufs Gepäck, denn der Materialtransport zog sich doch etwas.
Als dann um 16:00 endlich alle ihre Siebensachen hatten, zogen wir los zum nahegelegenen Klettergarten bei der Hütte. Hier machten viele ihre ersten Erfahrungen am Fels und freundeten sich mit der ungewohnten Mischung aus Konglomeratfels und Kalk an.
Zurück ging‘s um 18:30 Uhr zum Abendessen, vier Gänge vom Feinsten, wir hatten Halbpension gebucht und die Gruppe war begeistert.
Montag, 08. August 2016
Heute war uns ein perfekter Sonnentag ohne Wolke am Himmel versprochen worden, den Rest der Woche waren die Vorhersagen nicht so rosig. Daher warfen wir kurzerhand das geplante Programm über den Haufen und erledigten nach dem Frühstück in 45 Minuten die Wiederholungseinheit zu Standplatzbau, Mehrseillängenablauf und -kommandos, sowie Führen einer Dreierseilschaft. Das stellte aber kein Problem dar, denn die Jugendlichen hatten sich bereits in den letzten 10 Wochen mit den Themen vertraut gemacht und die avisierten Seilschaftsführer sind durch die Bank alle felserfahrene Kletterer.
Wir wollten den besten Tag der Woche für unser größtes Ziel nutzen: Klettern von alpinen Routen mit bis zu 7 Seillängen. Als Gebiet hatten wir uns für den Engelkarturm entschieden.
Um kurz nach 09:00 Uhr marschierten wir also los über die Guggerscharte hinüber ins nächste Tal und nach einer Bachquerung immer auf den beeindruckenden Engelkarturm zu. Dort angekommen schwenkten wir in östlicher Richtung um das Massiv herum, bevor es dann zum finalen, nicht einfachen Aufstieg zur südöstlich ausgerichteten Wand ging. Der Zustieg war für viele anspruchsvoll, für einzelne das Maximum des Machbarem, aber alle schafften es und waren beeindruckt - fast ehrfürchtig ob der gebotenen Kulisse.
Nach Sichtung der möglichen Routen durch die Jugendleiter entschieden wir uns dann für sieben Dreierseilschaften, drei davon gingen in die sieben Seillängen der mit 4+ bewerteten Route "Südriss". Jeweils zwei Dreierseilschaften stiegen in die mit 5+ und 5 bewerteten Routen "Engelpfeiler" und "Gipfelpfeiler".
Alle Routen waren sehr alpin – also spärlich – abgesichert. In den 3er Seillängen steckte zum Teil auf 40m nur ein oder auch gar kein Haken, was den Vorsteigern alles an Moral und Können abverlangte, was Klettern und mobile Absicherung anbelangt. Zudem war der Fels stellenweise brüchig, was bei der Tritt- und Griffauswahl schon eine Herausforderung darstellte, Zeit kostete und für die Kletterer unten permanent Steilschlaggefahr mit sich brachte.
Aber unsere Seilschaften meisterten diese Herausforderungen mit Bravour. Drei schafften es bis ganz oben, zwei seilten nach der 4. und 5. Seillänge wegen Zeitnot und eh wenig anspruchsvollen letzten Seillängen ab. Eine Seilschaft schaffte die anspruchsvollen 5+ Seillängen und seilte dann ebenfalls aus Zeitnot ab und für eine Seilschaft war das Terrain zu ambitioniert, hier beschränkte sich das alpine Erlebnis auf die erste Seillänge von zwei Routen.
Die Seilschaften, die sich aufgrund der vorgerückten Stunde für den Abbruch der Routen entschieden hatten, machten sich dann gegen 17:00 Uhr an den schwierigen Abstieg, um dann eine Stunde später an der Hütte anzukommen. Die Gipfelstürmer, die sich zu Gunsten des Gipfelerlebnisses nicht an die zeitliche Vorgabe hielten, schafften Gipfel und Abseilen, sowie den Abstieg dann wohlbehalten und rechtschaffend platt bis 19:00 Uhr – gerade noch rechtzeitig zum nach hinten verschobenen Abendessen.
Für alle war dieser Tag ein einmaliges Erlebnis voller tiefer Eindrücke. Und: Wir hatten mit dieser Entscheidung, den Tag so zu nutzen, alles richtig gemacht, denn in der Nacht fing es an zu regnen, und es sollte nicht mehr aufhören.
Dienstag, 09. August 2016
Der Morgen präsentierte sich mit heftigem Dauerregen. Heute würde draußen nicht viel gehen. Daher: Gemütlich frühstücken, dann Mäxlewürfel, Schaffkopfkarten, Schach, ... herausgekramt und los ging‘s mit der Hüttengaudi. Den Vormittag nutzten wir trotz des unaufhörlichen Regens, um den nahegelegenen kurzen Klettersteig entlang eines kleinen Wasserfalles zu absolvieren - nicht unanspruchsvoll durch den nassen, glitschigen Fels, da hieß es "gut stehen"!
Der Nachmittag und Abend war geprägt von einschlafenden und aufwachenden Dorfbewohnern, die nachts von Werwölfen, Hexen, Seherinnen, Amor und ähnlichen Gestalten heimgesucht wurden - ein Spiel aus der Jugendleiterfortbildung "Rainy Days"(in diesem Camp Gold wert), das die halbe Hüttengemeinschaft mit einbezog. Trotz schlechtem Wetter verflog der Tag und alle waren glücklich.
Mittwoch, 10. August 2016
Auch heute war das Wetter nicht wirklich besser. Es regnete zwar nicht mehr, aber alles war nass, die Temperaturen sanken auf um die 5 Grad und ab Mittag war wieder Regen angesagt. Also: Kurzentschlossen gemäß dem Motto "es gibt kein schlechte Wetter, nur die falsche Kleidung" die Winter- und Regenklamotten angezogen und die Klettersachen in den Rucksack gepackt. Auf ging‘s in den neu angelegten Klettergarten „Schafskopf“, der kurz nach dem Guggersattel linker Hand gelegen ist. Trotz nassem Fels und weiter sinkenden Temperaturen konnten wir bis Mittag wunderbar klettern: Routen bis zum 6. Grad und zwei Zweiseillängentouren. Man steht auch auf nassem Fels erstaunlich gut, ... wenn man‘s kann ;-)
Aber die Finger wurden immer gefühlloser und der Regen setzte wie versprochen pünktlich zu Mittag ein, jetzt auch versetzt mit Schnee. Daher: Rückzug zur Hütte und Hüttengaudi mit allerlei Spielen und "Black Stories" Rätselraten.
Donnerstag, 11. August 2016
Nachdem auch für die restlichen Tage das Wetter nichts Besseres zu hoffen erlaubte, hatten wir am gestrigen Abend entschieden, das Camp einen Tag früher wie geplant zu beenden. Somit stand an diesem Morgen Packen auf dem Programm. Auch dies lief super flott und vorbildlich, sodass wir uns pünktlich um 09:30 an den Abstieg machen konnten – das Material hatten wir bereits per Materialseilbahn nach unten gegeben.
Für den Abstieg hatten wir noch ein Highlight geplant. Die Kids mussten nur bis zur Mittelstation laufen. Ab da ging es dann mit dem AlpinCoaster, einer langen, schnellen Sommerrodelbahn runter ins Tal, wo wir bereits um 11:00 Uhr alle wohlbehalten und glücklich ankamen.
Nach kurzer Wartezeit auf das Gepäck ging‘s an die Rückfahrt, nahezu kein Verkehr und kurz vor 14:00 Uhr trafen wir wieder am Ausgangspunkt unserer Tour ein.
Wer wollte, der konnte das Klettercamp in der heimischen Kletterhalle noch mit einigen Routen abrunden... Boah, sind da aber viele Haken ;-)
Das jdav AlpinKlettercamp 2016 war wieder ein voller Erfolg, wir haben das Maximum aus dem gebotenen Wetter herausgeholt: Auch bei schlechtem Wetter geht noch Vieles. Und die Tage auf der Hütte können auch viel Spaß machen und sind für die Gemeinschaft wertvoll.
Vielen Dank an die Mitbetreuer: Manu und Nick, Steffi und Chrissi, Stefan,... und an alle Kids: Ihr ward SPITZE!!!
Und hier noch ein paar Impressionen ...